Der WELTWASSERTAG am 22. März erinnert alljährlich an die große Bedeutung des Wassers und macht auf die Vorzüge und Herausforderungen rund um das kühle Nass aufmerksam. In diesem Jahr steht er unter dem Motto "Unser Grundwasser: der unsichtbare Schatz".
Weltwassertag 2022: Jeder Tropfen zählt – BUND fordert konsequenten Schutz des Grundwassers
Anlässlich des Weltwassertags am kommenden Dienstag warnt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vor einer drohenden Grundwasser-Knappheit in weiten Teilen Deutschlands. "Wir leben auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen und eine zentrale davon ist unser Wasser", sagt Kira Heinemann, Sprecherin des BUND-Bundesarbeitskreises Wasser. "Das Grundwasser ist für den Menschen von entscheidender Bedeutung, denn daraus wird ein Großteil des Trinkwassers gewonnen. Doch unser sorgloser Umgang mit der Ressource überschreitet schon jetzt die natürlich und nachhaltig verfügbare Menge." Der diesjährige Weltwassertag mit dem Motto "Groundwater: Making the Invisible visible" (Grundwasser: das Unsichtbare sichtbar machen) widmet sich dem Grundwasser.
Heinemann: "Deutschland ist im Grunde ein wasserreiches Land, noch sind wir sehr gut mit Trinkwasser versorgt. Das scheint sich jedoch durch den Klimawandel und falsche Bewirtschaftung zu ändern, wie jüngste Ergebnisse der Satellitenmission "Grace" zeigen." Zunehmende Trockenperioden, erhöhte Verdunstung durch höhere Temperaturen und in der Folge gestiegene Wasserbedarfe, zum Beispiel für die Landwirtschaft, wirken unheilvoll zusammen und lassen Grundwasserstände sinken, Wälder, Bäche und Feuchtbiotope trocknen aus. Starkregenereignisse führen kaum zur Grundwasseranreicherung, der überwiegende Teil fließt schnell ab. Ungezügelte Versiegelung und eine Entwässerungslandschaft verstärken diese Effekte.
Eigentlich sollen europäische Regelungen dies verhindern. Jedoch werden sie nicht in der gebotenen Konsequenz umgesetzt. Die Bundesrepublik setzt sich damit weiteren Vertragsverletzungsverfahren aus und gefährdet die Versorgung mit dieser wichtigen Ressource. Erst wenn sich unsere wasserabhängigen Lebensräume in einem guten Zustand befinden, ergeben sich darüber hinaus Nutzungsmöglichkeiten. Die Wasserwirtschaft muss dringend umdenken. Es dürfen keine Entnahmerechte erteilt werden, die über die Grundwasserneubildung hinausgehen, bestehende Rechte müssen dringend überprüft werden. Dies gilt zum Beispiel auch für Getränkekonzerne, die unser Wasser in Plastikflaschen abgefüllt teuer verkaufen oder große industrielle Nutzungen, wie die des Chemparks Currenta am Rhein.
"Dazu kommt eine enorme Verschmutzung. Mehr als ein Viertel des Grundwassers ist in einem schlechten chemischen Zustand", merkt Heinemann an. Dieser hohe Verschmutzungsgrad des Grundwassers entsteht vor allem durch den Gebrauch enormer Mengen an Dünger und Pestiziden auf landwirtschaftlichen Flächen. Durch zu hohe Nitratgehalte und den Nitratabbau im Grundwasser lösen sich Schwermetalle wie Kadmium und Arsen. Hinzu kommen nicht nutzbare Grundwasserbereiche unter Flächen mit Altlasten, Verkehr oder Industrie.
Heinemann: "Es ist an der Zeit, endlich alle unsere Ressourcen nachhaltig zu nutzen und zu schützen. Kein Getränkekonzern der Welt hat das Recht, die Ressource Grundwasser zu privatisieren, keine Landwirtschaft der Welt hat das Recht, diese Ressource dauerhaft zu schädigen. Es ist an uns allen eine tragbare Veränderung herbeizuführen."
Der BUND fordert:
∙ Schaffung deutlich besserer fachlicher Grundlagen zur Beurteilung des mengenmäßigen Zustandes für die Wasserbehörden
∙ Auf dieser Grundlage Überprüfung bestehender Nutzungen und Begrenzung bei Übernutzung
∙ Sanierung des Landschaftswasserhaushaltes mit Wasserrückhalt in der Fläche
∙ Sicherstellung des guten Erhaltungszustandes der wasserabhängigen Lebensräume
∙ Schutz der Wasserressourcen vor Schad- und Nährstoffbelastungen
∙ Deutlich mehr Raum für frei fließende Flüsse
∙ Konsequente Umsetzung verbindlicher europäischer Regelungen (Wasserrahmenrichtlinie)
∙ Verursacher*innenbezogene Kostenverteilung z. B. für aufwendige Wasseraufbereitung
Quelle: Kira Heinemann, Sprecherin des BUND-Arbeitskreises Wasser