Die Produktion soll für den Konsumenten durch die regionale Nähe transparent gehalten werden. Dadurch entsteht eine vertrauensvolle Beziehung.
Die neue Maxime von Genuss im Süden
Essen ist weit mehr als nur Energie dem Körper zuzuführen. Beim genussvollen Essen von hochwertigen Lebensmitteln werden alle Sinne wie das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten bedient. Mit gutem Essen belohnt sich der Mensch. Und mit Genuss etwas zu essen bedeutet weit mehr als das „es schmeckt“. Zunehmend besteht auch der Wunsch beim Essen ein gutes Gefühl zu haben. Dieses kann aber nicht aufkommen, wenn man beim Genuss von Fleisch bspw. die Bilder von Massentierhaltung oder Regenwaldrodung vor sich sieht.
Essen genießen zu können wird einem Menschen größtenteils nicht in die Wiege gelegt. Bestimmte Vorlieben, besonders der Mutter, geben dem Ungeborenen im Mutterleib eine gewisse Vorprägung. Diese Geschmacksprägung bildet ein Kleinkind und ein heranwachsender Jugendlicher anhand der Erfahrungen und Möglichkeiten, die ihm in diesem Alter vorgesetzt werden, weiter aus. Dabei werden die Grundlagen für das ganze Essgenussleben gelegt. Ob ein Lebensmittel als Genuss oder ungenießbar eingestuft wird, hängt oft nicht nur am Lebensmittel selbst. Auch die Umgebung, ob Kultur oder auch die Essgewohnheiten der Eltern, können die Entscheidung sehr stark beeinflussen.
Wie haben sich unsere Lebensmittel in den letzten 50 Jahren verändert und was sind die Konsequenzen
Nach dem Krieg ging es vor allem darum, satt zu werden. Da es kaum noch eine intakte Industrie gab, waren für die Lebensmittelerzeugung hauptsächlich die Bauern verantwortlich. Ein Bauer versorgte um das Jahr 1900 etwa 4 Personen, die Erzeugerpreise lagen auch wegen der Knappheit sehr hoch. Die aufkommende industrielle Lebensmittelproduktion brachte eine gute und konstante Lebensmittelversorgung hervor, als Grundlage für den gesamten Wirtschaftsboom. Gegen Ende des 20. Jahrhundert ernährte ein Landwirt schon 92 Personen, im Jahr 2018 schließlich 134 Personen. Die Lebensmittelindustrie sorgte für ständig steigende Umsätze. Bald entstanden Butterberge, Milch wurde zum Kraftelixier. Durch die Beeinflussung der Produktion wie etwa anhand der Zugabe von billigen Fetten, Zucker und Aromen, optimierte die Industrie viele Lebensmittel. Der Geschmack des Verbrauchers wurde manipuliert, besonders der der Kinder. Gleichzeitig wurde die landwirtschaftliche Produktion von tierischem Protein über Agrarsubventionen trotz einer Überproduktion weiter angeheizt. Dies hat bis heute zur Folge, dass ein Industrieland wie Deutschland Agrarprodukte in alle Welt exportiert und im schlimmsten Fall dort die Märkte zusammenbrechen lässt. Hier ist auch eine Ursache in den Auswirkungen des Klimawandels und den schon seit Jahren unaufhaltsam wachsenden Völkerwanderungen zu sehen.
Industrielle Lebensmittelproduktion weiter im Vormarsch
Wie von der Agrarindustrie behauptet wird, ist eine industrielle Lebensmittelproduktion notwendig, um eine stetig wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Dies stellen wir in Frage. Würde das Potenzial der Lebensmittelverschwendung eingegrenzt und vorhandene Anbauflächen vollständig für die Lebensmittelproduktion eingesetzt werden, ließe sich das Welternährungsproblem in den nächsten Jahrzehnten auch ohne Produktionssteigerungen lösen.
Einen großen Vorteil gegenüber der konventionellen, landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion hat die industrielle Produktion in der Preisgestaltung. Es ist einfach Gesetz, dass ein industriell gefertigtes Massenprodukt immer einen deutlich geringeren Stückpreis hat als ein Produkt aus landwirtschaftlicher Produktion. Und der Preis ist ein wesentlicher Faktor für die Kaufentscheidung des Konsumentens. Nachdem die Industrie einen Großteil der Konsumenten in den letzten Jahrzehnten mit viel Fett und Zucker auf den „Geschmack“ gebracht hat, kann sie diese Masse mit Produkten bedienen, welche sich immer mehr in Geschmack und Genuss von den Vielfältigen ursprünglichen Lebensmitteln unterscheiden. So lässt sich der Verlust der Genussvielfalt nur noch schwer aufhalten, auch zu Lasten der Vielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt, aber auch bei bäuerlichen und handwerklichen Berufen.
Das Spiel hat die große Masse an Konsumenten bereits entschieden. Landwirtschaftliche und handwerklich angefertigte Produkte, so wie viele sie noch aus ihrer Kindheit kennen, werden zukünftig ein Nischendasein fristen.
Die Zukunft von landwirtschaftlichen Lebensmitteln
In der derzeitigen Coronakrise konnten viele landwirtschaftliche Lebensmittel eine starke Nachfrage erzielen. Selbst beim Discounter sind die Schlagworte „Bio“, „Regional“ und „Tierwohl“ zu wichtigen Verkaufsargumenten geworden. Doch ist dieser Trend nachhaltig? Wahrscheinlich nicht, denn gerade dort sieht man am Regal, wo es den Verbraucher hinzieht. Die Mehrzahl greift nicht nach der teureren Tierhaltungsklasse 4, nein, die Masse greift nach 1. Was auch nicht verwundert – die Masse kauft nach Preis. Auch Umfragen bestätigen dies. Der Verbraucher möchte zwar Kriterien für „Bio“, „Regional“ und „Tierwohl“ beim Erzeuger umgesetzt wissen, aber die wenigsten sind auch bereit, den Preis dafür zu bezahlen. So werden diese wertigen Lebensmittel in der Nische bleiben.
Für die Sicherung und Erweiterung dieser Nische an Absatzpotenzial sind unserer Meinung nach zwei Dinge von entscheidender Bedeutung:
1. Höchste Qualität bei der Erzeugung (vom Acker bis zum Tisch) mit Garantie.
Mit Geschmack: Landwirtschaftlich erzeugte Produkte sind vom Geschmack her intensiver als Industrieprodukte, die auf Mainstream ausgelegt sind. Sie schmecken einfach besser!
Beispiele: Der Apfel kann länger am Baum reifen, die Kuh ernährt sich ausschließlich von Gras.
Folgen: Eine landwirtschaftliche Erzeugung lässt den Erhalt von weniger wirtschaftlichen, aber sehr geschmackreichen Produkten zu. Dies ist förderlich für den Erhalt der Vielfalt in unserer Tier- und Pflanzenwelt.
Beispiel: Die Produktion soll für den Konsumenten durch die regionale Nähe transparent gehalten werden. Dadurch entsteht eine vertrauensvolle Beziehung.
2. Ausprägung des Genuss-Faktors im Lebensmittelverzehr bei Kindern und die Wiederentdeckung bei Erwachsenen.
Kinder sollten so früh wie möglich Erfahrungen mit Lebensmitteln aus landwirtschaftlicher Produktion machen können. Diese Chance der Geschmacksprägung mit landwirtschaftlichen Lebensmitteln bei Heranwachsenden ist die Grundlage. Mit einer nachhaltig steigenden Anzahl von genussorientierten Verbrauchern lässt sich eine gewünschte Diversität in der Tier- und Pflanzenwelt, aber auch bei den handwerklichen Berufen, erhalten.
Beispiel: Hinterwälder Rind, welches eine hervorragende Fleischqualität ausbildet, aber aus wirtschaftlichen Gründen für den industriell orientierten Landwirt nicht lohnend ist.
Folge: Es wird eine landwirtschaftliche und handwerkliche Lebensmittelproduktion möglich, die wieder rentabel ist. Die zudem die Umwelt weniger belastet und den Erhalt von Diversität fördert.