Die Baumzerstörer – Borkenkäfer auf dem Vormarsch
Ein wenige Millimeter kleiner Schädling sorgt für große Schäden an unseren heimischen Baumbeständen – der Borkenkäfer. Besonders Fichtenwälder liefern aktuell ein Bild der Zerstörung.
Borkenkäfer sind eine artenreiche Gruppe oft braun oder schwarz gefärbter Käfer, von denen sich viele Arten unter der Borke oder im Holz von Bäumen in selbstgebohrten Gängen fortpflanzen und dadurch den Baum zerstören. Wenn wir vom Borkenkäfer als Forstschädlich sprechen, so meinen wir meist die Art „Buchdrucker“, der seine Brutsysteme am liebsten in der Rinde von Fichten anlegt. Seinen Namen verdankt der Buchdrucker den Larvengängen, die er ins Holz frisst und deren Aufsicht arabischen Schriftzeichen ähnelt. Weniger poetisch sind die daraus folgenden Schäden, die der Käfer durch seine „Bauarbeiten“ aktuell in den heimischen Wäldern anrichtet.
Verantwortlich für die rasante Ausbreitung des Käfers sind das ungewöhnlich trockene Frühjahr und die letzten zwei heißen Sommer, denn der Borkenkäfer mag es warm und trocken. Auch die milden Winter kommen den Insekten sehr entgegen. In den vergangenen Jahren haben die Borkenkäfer dadurch aber auch vermehrt in der Baumrinde ihr Winterquartier bezogen. Normalerweise überwintern die Buchdrucker im Boden. Eigentlich wäre das eine gute Gelegenheit, die Käfer durch eine schnelle Holzernte zu bekämpfen, doch die Baumrinde fällt beim Abholzen meist ab und die Tiere bleiben auf dem Waldboden zurück. Alle Krabbler einsammeln ist den Fortbetrieben kaum möglich. Allein die schiere Menge an Käfern bedeutet eine große Gefahr für die Fichtenbestände. So kommen auf einen Hektar Wald teilweise zig Millionen Borkenkäfer. Eine Masse, der selbst gesunde Bäume kaum standhalten können.
In vielen Teilen Deutschlands hatten die Förster gehofft, noch vor dem ersten Käferflug möglichst viele Festmeter Holz aus den Wäldern zu holen, doch dann kam die Coronavirus-Krise. Die Handelswege für den Holzexport nach China wurden unterbrochen und die Transportkapazitäten extrem eingeschränkt. Viele Containerlieferungen werden geblockt, was die Transportkosten in die Höhe schnellen lässt. Auch die Sägewerke in Deutschland nehmen das Holz in der aktuell unsicheren Lage nur noch schleppend ab.
Der erste Flug der Borkenkäfer ist nun bereits vorbei und die trockenen Fichten bieten ideale Brutbedingungen. Nun rächt sich der Anbau von (Fichten-)Monokulturen, den der Mensch über viele Generationen kultiviert hat. Der Klimawandel schreitet weiter voran und er hat nicht nur den Borkenkäfer, sondern auch Dürren und Stürme mit im Gepäck, die den Wäldern weiter zusetzten. Die Forstwirtschaft ist gezwungen neue Wege zu gehen, um die Folgen möglichst abzumildern. Die heimischen Wälder müssen klima- und standortgerecht umgebaut werden. Aber solch ein Umbau benötigt viel Zeit, Zeit in der sich der Borkenkäfer fast ungestört weiter ausbreiten kann.